Körperliche und psychische Wirkung von Opioiden und Risiken beim Konsum.
Die Wirkung von Heroin setzt bereits nach wenigen Sekunden ein. Danach stellt sich ein Zustand der Beruhigung ein. Die Droge stillt Schmerzen und versetzt den Konsumierenden in eine euphorische Stimmung. Sie übt aber auch eine erregende Wirkung auf das Zentralnervensystem aus: Das Selbstvertrauen nimmt zu, Ängstlichkeit und Anspannung verfliegen. Eine Heroindosis wirkt fünf bis acht Stunden nach dem Konsum nur noch halb so stark. Heroin bzw. seine Abbauprodukte können im Blut während einiger Stunden, im Urin während zwei bis drei Tagen nachgewiesen werden.
Todesfälle durch eine Überdosis Heroin – auch in Verbindung mit anderen Substanzen – kommen weiterhin vor, obwohl die Zahl der Drogentoten seit 1995 deutlich abgenommen hat. Klinische Zeichen einer Überdosierung sind:
Ausserdem können Komplikationen wie Lungenödeme (Wasseransammlung in der Lunge), Hirnödeme (Wasseransammlung im Gehirn), Schock und Koma auftreten. Die beigemischten Streckstoffe oder die Kombination der Droge mit Alkohol und Beruhigungsmitteln tragen häufig zu allergischen Schocks sowie Atem- und Kreislaufdepressionen bei, die tödlich enden können.
Insbesondere beim Spritzen von Heroin besteht das Risiko einer Infektion. Es können unter anderem HIV (Aids) und Leberinfektionen (Hepatitis) übertragen werden, wobei das Übertragungsrisiko von Hepatitis generell unterschätzt wird. Unsachgemässe oder unhygienische Injektionen können Blutvergiftungen und Abszesse verursachen. Heroinkonsum birgt auch immer das Risiko von akuten Todesfällen durch Überdosis oder allergische Schocks.
Es gibt kaum mehr Drogenkonsumiernde, die ausschliesslich von Heroin abhängig sind. Beim verbreiteten Mischkonsum von Heroin mit anderen Substanzen (Kokain, Cannabis, Alkohol, Benzodiazepine) kann es zu schwer kalkulierbaren Wirkungen kommen.
Entgegen der verbreiteten Meinung bringt der dauerhafte Gebrauch von (reinem) Heroin nicht automatisch Organvergiftungen mit sich, und er hat nur geringe körperliche Folgen. Längerfristige körperliche Schädigungen können durch Verunreinigungen bzw. Streckmittel des Heroins entstehen. HIV-Infektionen, Hepatitis B und C und Mangelerkrankungen sind durch die Lebensumstände (schlechte Injektionshygiene, Spritzentausch, Prostitution, mangelhafte Ernährung) bedingt. Während Infektionen beim Rauchen, Inhalieren und Sniffen seltener auftreten, bestehen bei diesen Konsumformen andere Risiken, so etwa die Schädigung von Atemwegen, Lungen und Nasenschleimhäuten.
Studien zeigen, dass die Mehrheit der Opiatabhängigen an einer oder mehreren psychischen Erkrankung leiden (Phobien, Angststörungen, Depressionen, Persönlichkeitsstörungen). Die psychischen Erkrankungen müssen aber nicht unbedingt eine Folge des Heroinkonsums sein. Sie können parallel zur Heroinabhängigkeit verlaufen (sogenannte Doppeldiagnose) oder eine Ursache für eine Suchtentwicklung sein.
Die sozialen Risiken wie Beschaffungskriminalität, Beschaffungsprostitution, Kleindealerei und soziale Verwahrlosung sind weniger eine direkte Folge des Heroinkonsums als vielmehr eine Folge der Illegalität der Droge.
Heroin hat ein sehr hohes Abhängigkeitspotenzial und kann zu psychischer und körperlicher Abhängigkeit führen. Eine Abhängigkeit von Heroin bedeutet:
Ein Entzug zeigt sich vor allem in Zittern, Schwitzen, Durchfall, Schmerzzuständen und psychosomatischen Symptomen (zum Beispiel Schlaflosigkeit, Unruhe, Angst). Ein kalter Entzug wird ohne Unterstützung durch Medikamente durchgeführt. In einem warmen Entzug werden die Entzugserscheinungen durch Medikamente gelindert. Die Rückfallgefahr nach einem Entzug ist bei Heroinabhängigkeit gross, besonders wenn die Betroffenen ins Drogenmilieu zurückkehren. Ebenso ist die Gefahr einer Überdosierung erhöht, da nach einem Entzug die Toleranzgrenze tiefer ist.
Heroin gerät über die Plazenta in den Blutkreislauf des ungeborenen Kindes und entfaltet auch dort seine Wirkungen. Bei einem abrupten Entzug besteht ein hohes Risiko für eine Früh- oder Fehlgeburt. Heroin konsumierende Frauen erkennen die Anzeichen einer Schwangerschaft oft sehr spät, da sie Übelkeit und Erbrechen für Entzugssymptome halten und die Monatsblutung bei ihnen auch ohne Schwangerschaft häufig ausbleibt.
Risiken für Schwangere
Risiken für den Fötus
Risiken für das Neugeborene
Eine Substitutionsbehandlung (z.B. mit Methadon) möglichst früh in der Schwangerschaft, verbunden mit psychosozialer Betreuung, gilt als empfohlene Behandlung für opioidabhängige Schwangere. Ein abrupter Entzug erhöht das Risiko einer Totgeburt und sollte vermieden werden.
Die Muttermilch enthält bei Heroin konsumierenden Frauen Anteile der Droge.
Mit dem Gebrauch von Opioiden lassen Aufmerksamkeit und Wahrnehmungsfähigkeit nach, Bewegungen werden langsamer, die Reaktionszeiten verlängern sich, Schläfrigkeit und Apathie treten auf, die Nachtsicht verschlechtert sich (Pupillenverengung). Deswegen ist davon abzuraten, nach dem Gebrauch von Opioiden am Strassenverkehr teilzunehmen. Werden mehrere Substanzen eingenommen, erhöht sich das Gefahrenpotenzial, die Wirkung ist unvorhersehbar.
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Heilmittel, Droge und verschreibungspflichtiges Medikament
0,5 Promille bei Alkohol und Nulltoleranz für illegale Drogen