Aktionstag Alkoholprobleme 2025: verstehen statt verurteilen
12.05.2025
Am 22. Mai 2025 ist Nationaler Aktionstag Alkoholprobleme. Alkohol gehört fest in unsere Kultur. Wer aber die Kontrolle verliert, wird oft stigmatisiert. Aus Angst vor Ausgrenzung suchen Betroffene meist keine Hilfe. Mit dem Motto «verstehen statt verurteilen» sensibilisiert der Tag für die negativen Folgen von sozialer Abwertung für die Betroffenen. Regionale Sucht-Fachstellen machen mit diversen Aktivitäten auf ihre Präventions- und Unterstützungsangebote aufmerksam.
Das Verhältnis der Gesellschaft zu Alkohol ist zwiespältig: Alkoholkonsum wird in vielen Situationen normalisiert, sei es an Firmenfeiern oder bei Familienfesten. Wer auf Alkohol verzichtet, muss sich mitunter rechtfertigen. Gleichzeitig stossen Menschen mit Alkoholproblemen oder -abhängigkeit oft auf wenig Verständnis und werden stigmatisiert. Mit dem Motto «verstehen statt verurteilen» will der diesjährige Nationale Aktionstag Alkoholprobleme mehr Verständnis für Menschen mit problematischem Alkoholkonsum oder einer Alkoholabhängigkeit schaffen. Herzstück des Aktionstags sind die verschiedenen Aktionen, welche regionale Sucht-Fachstellen organisieren, um das Thema in der Öffentlichkeit sichtbar und Betroffenen ihre Unterstützungsangebote bekannt zu machen.
Stigmatisierung behindert Inanspruchnahme von Unterstützung
Menschen mit einem problematischen Alkoholkonsum oder einer Abhängigkeit werden fälschlicherweise oft als willensschwach und unzuverlässig eingestuft und für ihre Abhängigkeit selbst verantwortlich gemacht. Die Stigmatisierung ist vielschichtig. Auch Fachpersonen in sozialen oder medizinischen Institutionen können Betroffenen mit Stigmatisierung begegnen. Zudem prägt die mediale Berichterstattung das Bild, das sich die Öffentlichkeit von Menschen mit einem problematischen Alkoholkonsum oder einer Abhängigkeit macht. Die gesellschaftliche Abwertung und Ausgrenzung stellen für Betroffene, die bereits unter ihrer Abhängigkeit leiden, eine zusätzliche Bürde dar. Diese belastet auch die Angehörigen. Die Stigmatisierung hat weitreichende Folgen: Weil so viele es tun, stigmatisieren Betroffene oft sich selbst und entwickeln ein geringeres Selbstwertgefühl, was den Krankheitsverlauf beeinträchtigen kann. Um sich vor sozialer Ausgrenzung zu schützen, zögern Betroffene die Hilfesuche so lange wie möglich heraus oder verzichten vollständig darauf. Dabei wäre eine Behandlung Erfolg versprechender, bevor die Abhängigkeit chronifiziert ist.
Stigmatisierung überwinden
Von der Sensibilisierungsarbeit über das Ansprechen von Alkoholproblemen bis hin zur medialen Berichterstattung. Es gibt verschiedene Ansätze, die zur Entstigmatisierung beitragen:
- Mehr Aufklärung und Wissen über eine Abhängigkeitserkrankung schaffen Verständnis für Betroffene und verhindern falsche Vorstellungen und Vorurteile. Alkoholabhängigkeit hat nichts mit Willensschwäche zu tun, sondern ist eine Krankheit mit vielen Ursachen. Diese können in der Person (z. B. biografische Erfahrungen), im persönlichen Umfeld oder in gesellschaftlichen Umständen liegen (siehe weiterführende Informationen / Postkarten mit «Mythen und Fakten»). Auch Erfahrungsberichte von Betroffenen schaffen mehr Verständnis.
- Die Art und Weise wie Betroffene angesprochen werden, trägt zur Entstigmatisierung bei. Nahestehende können beobachtete Veränderungen und ihre damit verbundenen Sorgen und Ängste als Ich-Botschaft und ohne Beschuldigungen ansprechen («Ich mache mir Sorgen, weil…»). Dies hilft den Betroffenen, sich zu öffnen und über mögliche Unterstützungsangebote zu reden.
- Weil die mediale Berichterstattung die öffentliche Wahrnehmung beeinflussen kann, hat der Fachverband Sucht Empfehlungen für eine diskriminierungsfreie Medienberichterstattung publiziert.
Nationaler Aktionstag Alkoholprobleme
Der Nationale Aktionstag Alkoholprobleme wird vom Fachverband Sucht, der Groupement Romand d’Étude des Addictions (GREA), Sucht Schweiz, dem Blauen Kreuz Schweiz und Ticino Addiction organisiert und vom Nationalen Alkoholpräventionsfonds mitfinanziert. Er findet jeweils im Mai statt und sensibilisiert die Öffentlichkeit für das Thema Alkohol und für die besonderen Belastungen, mit denen Menschen mit Alkoholproblemen und Angehörige leben. Er bietet Fachstellen einen Rahmen für ihre Sensibilisierungsaktivitäten.

Weiterführende Informationen
www.aktionstag-alkoholprobleme.ch
- Aktionen in den Regionen
- Regionale Unterstützungsangebote: www.suchtindex.ch
- Postkarten mit Mythen und Fakten zur Alkoholabhängigkeit
- Visuals zum Aktionstag
Auf Wunsch kann ein Kontakt zu Betroffenen vermittelt werden.
Auskunft
Sucht Schweiz
Monique Portner, Mediensprecherin
[email protected]
Tel. 021 321 29 74
Fachverband Sucht
Facia Marta Gamez, Co-Generalsekretärin
[email protected]
Tel. 076 830 20 65
GREA
Célestine Perissinotto, Responsable de projet
[email protected]
Tel. 078 756 96 67
Blaues Kreuz
Martin Bienlein, Mediensprecher
[email protected]
Tel. 079 228 96 04
Ticino Addiction
Marcello Cartolano, Presidente
[email protected]
Tel. 091 973 30 30